Im Namen der Sicherheit
Was
haben hunderte von Millionen auf unserem Erdball mit Angela Merkel, Dilma
Rousseff, François Hollande und anderen Politikern gemein? Sie alle werden von
dem amerikanischen Nachrichtendienst NSA überwacht, abgehört und elektronisch
ausspioniert. Dabei ist Spionage so alt wie die Menschheit. Seit es Stämme
gibt, die sich nicht unter einem Führer vereinten, sondern miteinander
wetteiferten und dann Kämpfe gegeneinander führten, besteht der Wunsch und
Wille über den Anderen mehr zu wissen als er von sich preisgeben will. Wissen
ist Macht, und wer mehr weiß und seinen Gegner besser kennt, hat es leichter
mit ihm zu verhandeln und im Kriegsfall
zu besiegen. Vom Trojanischen Pferd bis zu den Ost-West-Spionen Günter
Guillaume und Markus Wolf, zieht Spionage wie ein roter Faden durch die
Weltgeschichte. Die großen Weltreiche kamen ohne Kundschafter und Verräter
nicht aus. Viele von Ihnen endeten gewaltsam, an Schafott, Galgen, erschossen
oder gar vergiftet. Das hat sich nun
geändert, die klassischen Banditen oder Helden haben ausgedient. Dank George
Bush und dem 11. September 2001 hat sich die Welt verändert wie schon lange
nicht mehr. Mit dem Angriff auf die New Yorker Twin-Tower reagierte die USA
ähnlich wie nach Pearl Harbour. Die Unverletzlichkeit der Weltmacht war nicht
mehr gegeben, die absolute Macht war bedroht.
Der Begriff Sicherheit wurde zum obersten Prädikat erhoben, alles andere
hatte sich unterzuordnen. Es wurden Kontrollen eingeführt, die vorher undenkbar
waren. Reisegepäck durchleuchtet, Passagiere mit Magnetstäben abgetastet, im
Zweifelsfall mussten sie sich entkleiden. Satellitenüberwachung, Dronenflüge,
es wurden nicht Milliarden, sondern Billionen im Namen der Sicherheit
ausgegeben, und die Welt unterwarf sich. Schließlich ist die USA immer noch das
Maß aller Dinge. Mit Ihrer Bundespolizei FBI und dem Geheimdienst CIA hatten die
Herren in Washington schon immer Organisationen, die sich weder an Gesetze noch
an Abmachungen halten mussten wenn es um das Sicherheitsinteresse des Landes ging. Doch offensichtlich reichten
diese Truppen nicht mehr aus um die Sicherheit zu gewährleisten. Die NSA, als
Nationale Sicherheits Agentur wurde gegründet und mit allen Vollmachten
ausgestattet, sowohl Personen als auch Staaten zu überwachen. Irgendwie hat man
das wohl außerhalb der USA nicht so ernst genommen. Wie sonst würde die gesamte
Welt bedenkenlos das Internet, die Handies,
Facebook, Twitter, SMS und all die elektronischen Einrichtungen
benutzen, ohne sich groß darüber Gedanken zu machen wer mithört und mitliest.
Wie lange musste die moderne Welt kämpfen um das internationale Postgeheimnis
durchzusetzen? Es dauerte Jahrhunderte, welch ein weiter Weg war es die
Menschenrechte als eines der höchsten Güter in internationalen Abmachungen zu
verankern. Das Persönlichkeitsrecht, das Recht auf Privatsphäre, all das zu
erreichen war ein langer Weg. Noch gibt es viele Länder der Erde die sich nicht
daran halten, deshalb wurde die Welt auch noch nach den beiden großen Kriegen
in „ gute „ und „ böse „ Staaten eingeteilt.
Doch damit ist es jetzt erst einmal vorbei. Im Namen der Sicherheit hat die
USA alle langsam erworbenen Werte des menschlichen Zusammenlebens ausgehebelt.
Karl Valentin, der große bayerische Komiker hat schon vor mehr al einem halben
Jahrhundert sich so ausgedrückt: „ Sicherheit kommt vor Seltenheit“, deshalb
wollte er in einem tausend Meter tiefen Bergwerk wohnen, dort wäre er sicher
vor Meteorsteinen, auch wenn diese nur alle paar tausend Jahre vom Himmel
fielen. So etwa kann man das Sicherheitsbedürfnis der USA darstellen, um sich
vor ein, zwei oder einem Dutzend Terroristen zu schützen, müssen heute täglich
Millionen Bürger einen teuren und menschenunwürdigen Sicherheitscheck
durchlaufen, werden Milliarden Dollar in Systeme und Kontrollen ausgegeben, und
wird die gesamte Welt überwacht und abgehört. Dabei ist es gleichgültig ob es
sich um Freund oder Feind handelt, der
amerikanische Verfolgungswahn geht so weit, dass auch die engsten Partner und
ihre Politiker überwacht und abgehört werden. Da diese vielfach auch noch
blauäugig und unbekümmert die elektronischen Errungenschaften benützen, spielen
sie der NSA geradezu in die Hände. China und seine wichtigsten Vertreter haben
sicher schon lange gehandelt und sich abgesichert, und die vermeintlichen
Freunde der westlichen Welt stehen nun beleidigt und enttäuscht vor einem
Vertrauensscheiterhaufen. Der Sunnyboy im Weißen Haus hat ihnen etwas von
Freundschaft vorgegaukelt und grinst sich einen ob so viel Naivität.
Edward Snowden aber, der abgeschottet im kalten russischen Exil seine Tage
fristen muss, verdient den Friedensnobelpreis, immerhin hat er den Politikern
in aller Welt die Augen geöffnet und ihnen erzählt wer Freund ist und wer
nicht. Wir aber die einfachen Bürger, die ebenfalls täglich das Internet
benutzen und die Handys mit ihren Applikationen, wir müssen uns davon
verabschieden, dass das Recht des Einzelnen noch viel Wert ist. Wir alle werden
überwacht, und wenn es irgendeinem „ großen Bruder „ nicht passt,werden wir
jederzeit zur Rechenschaft gezogen. Zwischen Franz Kafkas Schloss und George
Orwells1984 bewegen wir uns nun im 21. Jahrhundert. Der amerikanischen Sicherheitsschizophrenie sei Dank.
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