Schon Jesus sagte zu seinen Jüngern: “Konntet Ihr nicht
einmal eine Nacht wach bleiben?” Und fügte dann resigniert hinzu: “Ja, der
Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach.” Dieser Bibelspruch muss wohl
einem führenden Polizisten in den Sinn gekommen sein, als die Untersuchung des
Verdachts auf Kommerzialisierung von verdorbenem Fleisch begann.
Mittlerweile hat sich dies zu einem handfesten und weltweiten
Skandal ausgeweitet, denn wer will schon verdorbenes Fleisch essen? Weder die
Brasilianer noch sonst jemand auf der Welt. Dabei hat das Land Jahrzehnte darum
gekämpft als seriöser Fleischproduzent und Exporteur anerkannt zu werden. Lange
Zeit stand die Krankheit der Maul und Klauenseuche als Hindernis dazwischen,
inzwischen ist diese Krankheit unter Kontrolle und einem Erfolg des
brasilianischen Fleischexports stand nichts mehr im Wege. Die größten
Fleischfabriken stehen in Brasilien, die führenden Herstellungs- und
Handelskonzerne sind brasilianische Firmen, werden an der Börse gehandelt,
arbeiten mit den modernsten Maschinen, bilden ihre Lebensmittel-Ingenieure
qualifiziert aus, und trotzdem gerät nun das ganze System in den Verdacht
unsauber gearbeitet zu haben, die strengen Kontrollen unterlaufen zu haben und
dafür gesorgt zu haben, dass schlechtes Fleisch in den Handel kommt.
Da kann man nur sagen, der Geist der Planung war perfekt,
aber das Fleisch einiger Fabrikmanager und besonders der Kontrolleure aus dem
Agrarministerium war schwach. Diese Schwäche hat in Brasilien aber ein System,
sie findet man auf höchster Ebene, bei führenden Politikern, bei den
wichtigsten Unternehmern, warum sollte also ein einfacher Fleischkontrolleur
diese systemische Schwäche nicht auch haben und ein Produkt zertifizieren das
eigentlich in den Abfall gehört. Natürlich nicht umsonst, jede Schwäche hat
ihren Preis und dass am Ende der Kette dann auch noch die Gelder in
Parteikassen geflossen sein sollen, zeigt wiederum, dass das planende Fleisch
doch nicht so schwach gewesen sein kann, aber das hat ja der willige Geist
entwickelt.