Dass Brasilien in einer tiefen
Krise steckt, hören und lesen wir nahezu stündlich in allen Medien. Wer es noch
nicht am eigenen Leib verspürt, ist trotzdem tief betroffen, es sei denn er
liest keine Zeitung, hört keinen Rundfunk schaut weder in den Fernseher noch
ins Internet und unterhält sich auch nicht mit anderen Menschen. Die Krise
liegt genauso in der Luft wie die Angst vor dem zika-Virus oder der
H1N1-Grippe. Dona Dilma hat schon recht, es gibt Feinde die einfach wollen dass
es Brasilien schlecht geht und das Image auch noch kurz vor der Olympiade
kaputt geht. Ein schlimmeres Unglück als den Absturz des Radwegs an der Avenida
Oscar Niemeyer hätte es gar nicht geben können, die Weltpresse lauerte geradezu
darauf. Brasilien kann es nicht, das ist dann auch die Meinung vieler im
Ausland, aber auch selbst der Cariocas.
Ich war gerade am Wochenende in
Rio de Janeiro, um mir die interessanten Neubauten zur Olympiade anzuschauen.
Zugegeben es ist noch nicht alles fertig und vielleicht wird es auch noch nach
der Olympiade Baustellen geben, aber ein öffentliches Verkehrssystem wie die
VLT-Linien funktionieren schon ganz hervorragend, die Bauten im Olympiapark an
der Barra sind weitgehend fertig gestellt und selbst das olympische Dorf wird
mit Sicherheit bis August bewohnbar werden. Dass die Avenida Rio Branco noch
lange eine Baustelle bleiben wird, damit müssen die Menschen, die täglich diese
ehemalige Prachtavenida frequentieren, leben. Aber dafür glänzt die Praça Mauá
so schön wie noch nie. Zwischen dem Museum de Arte Rio und dem Museum do Amanhã
ist eine Fläche entstanden, die zum flanieren, feiern und sich zu informieren
einlädt. Irgendwie wird es Rio wieder schaffen, die cidade maravilhosa zu sein.
Das würde man auch so gerne von
Brasilia sagen, aber dort herrschen andere Menschen, es ist eine andere Welt.
Dort wird um Macht gekämpft, dort erlebt man das gesamte Spektrum der
menschlichen Intrige und Falschheit. Man feiert gerade den vierhundersten
Todestag von William Shakespeare, seine Dramen könnten in Brasilia im Jahr 2016
spielen.
Und das ist eben Brasilien, ein
Land voller Lebenslust, mit dem ewigen Glauben an eine bessere Zukunft und den
Schwierigkeiten, Intrigen und Unzulänglichkeiten der Gegenwart. Perfekt wird es
nie werden, aber liebenswert ist es doch.
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