quarta-feira, 4 de fevereiro de 2015

Brasilien durchlebt schwere Zeiten



                                     

Hatte es doch bereits das Jahr 2014 in sich. Es wurden Milliarden investiert, in  luxuriöse Fußballstadien, die man zu einem Teil nach einem Monat gar nicht mehr benötigte, in Infrastruktur, die niemals ganz fertig wurde, und in Werbung, die Brasilien nur von seiner Schokoladenseite zeigen sollte. Gut, das Land hat das große Fußballfest gemeistert, auch wenn noch so viele, einschließlich die FIFA, der Weltfußballverband, bis zum Schluss skeptisch waren, weil letztlich kein Termin eingehalten wurde. Man verstand außerhalb nicht, dass das ja System war, keine Termine einhalten, heißt improvisieren und Ausschreibungen umgehen, das kostet nicht nur viel Geld, das bringt auch Einigen etwas ein. Wie gesagt, die Organisation hat man gemeistert, aber nicht die Begeisterung der nationalen Fans. Über ein Jahr beschäftigte sich die nationale Presse ebenso wie die „torcedores“ nur damit, wer Brasiliens Endspielgegner am 13. Juli im Maracanã-Stadion sein würde. Schließlich hatte man die schwere Scharte von 1950 auszuwetzen, 64 Jahre danach.  Doch es kam noch schlimmer, am 8. Juli 2014 gab es die Tragödie vom Mineirão, nein wir wollen das Ergebnis nicht wiederholen, das könnte nur als Schadenfreude ausgelegt werden, und nichts liegt uns ferner. Die stolze Präsidentin musste gute Mine zum Spiel machen, und zusehen wie die so geliebten „hermanos“ das Endspiel gegen die Deutschen bestritten und zum Glück durch einen Schicksalstreffer verloren. Sonst hätte sie den Pokal auch noch dem ungeliebten Nachbarn überreichen müssen. Es war auch so schlimm genug, zwischen der vor Freude explodierenden Angela Merkel, und dem genüsslichen Grinsen des deutschen Bundespräsidenten zu zu schauen, wie zum ersten mal eine europäische Mannschaft auf südamerikanischem Boden den Pokal entführt. Wer weiß ob sich die Chance die nächsten 50 Jahr bieten wird, diesen Makel zu reparieren?
Doch es kam noch schlimmer der zweite Stolz des Landes stürzte noch mehr ab, in ein endlos tiefes Loch, nahezu so tief wie die  „ pré-sal-Bohrungen“. Petrobras, der Stolz von Generationen Brasilianer, die auch immer wieder dazu animiert wurden durch Aktienkäufe ein Teil dieser Vorzeigegesellschaft zu werden. Zunächst kam ans Tageslicht, dass man eine Fehlinvestition nach der anderen getätigt hatte, einmal wurde eine obsolete Ölraffinerie in Texas zu weit überhöhtem Preis gekauft, dann ließ man sich von Präsident Lula dazu zwingen gemeinsam mit der venezolanischen Ölgesellschaft PSVA  in Pernambuco eine neue Raffinerie zu bauen, die zum Nutzen beider Länder sein sollte. Doch daraus wurde nichts, da Venezuela längst pleite war, und sein stolzer Präsident das zeitliche gesegnet hatte, damit musste die brasilianische Ölgesellschaft das Riesenprojekt alleine stemmen, was so nie geplant war. Die verantwortlichen Direktoren aber hatten gänzlich andere Absichten, ihnen ging es wenig um den Nutzen solcher Investitionen, vielmehr um den Überschuss der in ihre Taschen floss. Dazu kam noch, dass hinter ihnen Politiker standen, die sie in die Direktionssessel gehievt hatten, und letztlich auch einen return erwirtschaften wollten, sei es für ihre Parteikasse, sei es für ihre Wahlkampfspesen oder sei es auch für sie selbst. Bisher kennt man nur die Spitze des Eisbergs, drei ehemalige Direktoren sind entlarvt, ein Dutzend Executives von den führenden brasilianischen Baufirmen unter Verdacht und teilweise in Untersuchungshaft, dazu einige schillernde Geldmakler, aber das Fundament des Eisbergs hat noch niemand gewagt zu erforschen, das könnte schlimmer als das Seebeben von Fukushima werden, denn darin wären viele hochrangige Politiker verwickelt, ob sich je ein brasilianischer Investigator oder Richter so weit vorwagt, darf bezweifelt werden. Der mensalão wäre dagegen eine  „marolinha“ gewesen, oder ein mensalinho. Wie es weitergehen wird, weiß nicht einmal die Präsidentin mehr, sie, die einst so geachtete Supermanagerin, hat viel von ihrem Image verloren und gleicht einer Gejagten, die mit einem unüberbrückbaren Spagat die Finanzen des Landes retten soll. Gleichzeitig muss sie aber mit ansehen, wie ihre so geliebte Petrobras nahezu zerfällt. Kein Buchprüfer will mehr die Bilanzen unterschreiben, es sammeln sich die Scharen von geprellten Aktionären, und der Ölpreis der Welt fällt ins uferlose. Der Wert des größten brasilianischen Unternehmen hat sich auf 10 Prozent dessen verringert was es einmal darstellte.
Doch der Schrecken ist noch lange nicht zu Ende. Das Bruttosozialprodukt zeigt negatives Wachstum, die Auslandschulden steigen, die Außenhandelsbilanz ist ebenfalls negativ, das einzige was steigt, sind die Inflation und die Schuldzinsen. Das kann kein noch so gewiefter Wirtschaftsexperte erklären. Oder sagte vielleicht der Wirtschaftsjournalist Amir Khair in seinem sonntägliche Kommentar im Estadão vom 1. Februar die Wahrheit, als er die Wirtschaftspolitik des Landes mit einem Ruderboot verglich, in dem zwei Männer sitzen, der eine will mit seinen beschränkten Kräften das Boot nach vorne bringen ( sprich auf 1,2 % Gewinn über das PIB), der andere aber rudert mit seinen kräftigen Armen dagegen mit seiner ständigen Erhöhung der Zinsen, damit nähert sich das Boot immer gefährlicher dem Abgrund anstatt aus dem Strudel herauszukommen, denn der größte Schuldner ist der Staat selbst, und er muss die immer höher werdenden Zinsen bezahlen. Damit bekämpft man keine Inflation und heizt kein neues Wachstum an. Mit anderen Worten, die Aufgabe der neuen Finanzpolitik ist so zum scheitern verurteilt.
Die Quittung aber bekommt der gemeine Bürger, dem alles erhöht wird, Strompreise, Wasserpreise, Benzinpreise, Schulgeld, Haareschneiden, Taxifahren, Preise im Supermarkt, und ehe er die Rechnung aufmacht, hat ihm der Fiskus und die Inflation seine kleine Gehaltserhöhung längst wieder weggeschnappt. Das Land bewegt sich in Richtung argentinische Verhältnisse. Hoffentlich erwacht irgendwo ein kluger, fähiger Mensch, der in vier Jahren das Ruder wieder herumreißen kann, ehe wir venezolanischen oder griechischen Verhältnissen entgegen rudern. Denn hinter Brasilien steht keine europäische Zentralbank, die rettend eingreifen könnte, sondern nur die Mutter Erde, die das Land so reich gesegnet hat mit Sonne, Wasser, Pflanzen, Bodenschätzen und einem großen Volk. Die Sonne scheint noch reichlich, aber der einstmalige Spitzenplatz als das süßwasserreichste Land der Erde ist bereits so in Gefahr, dass in vielen Gebieten des Landes dieser wichtigste Rohstoff des Menschen rationiert werden muss. Man hatte sich zu sehr auf Petrus verlassen, doch er war wohl die letzten Jahre mit anderen Regionen der Welt beschäftigt und die Verantwortlichen in Brasilien haben dies zu spät bemerkt. Wo einst große Stauseen das Volk beglückten, kann man heute auf dem Trockenen gehen. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Pflanzenwelt aus, wo wenig Wasser hinkommt wächst weniger, dabei ist gerade der Agrarsektor Brasiliens Exportbringer Nummer eins. Wenn dieser aber weniger Devisen ins Land bringt steigt das Handelsdefizit immer mehr. Es gibt Experten, die die Ursache des Klimawandels beim Abholzen des Amazonas-Regenwaldes suchen. Wenn dies so wäre, sollte man eingreifen, aber das wird schon lange angemahnt. Die Bodenschätze scheinen noch reichlich vorhanden zu sein, doch die Nachfrage der anderen ist nicht mehr so groß, also sind damit auch keine neuen Erfolge mehr zu erzielen. Was aber bleibt ist das Volk, und das sollte bereit sein sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und dafür zu sorgen, dass diese großartige Land nicht vor die Hunde geht und von einigen Glückrittern ausgeraubt und niedergemacht wird.
Hoffen wir, dass uns diese Hoffnung nicht trügen wird.


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