Fernando Haddad, der Präfekt von
São Paulo galt als der Hoffnungsträger der Arbeiterpartei PT, Ex-Präsident Lula
bezeichnete ihn nicht nur als gut aussehend, sondern auch als erfolgreichen
Politiker. Ein großer Teil der Bürger diese Mega-Stadt haben sich von diesen
Vorschlusslorbeeren beeindrucken lassen und ihm ihre Stimme gegeben. Sie waren
in letzter Zeit nicht gerade verwöhnt worden von den Stadtverwaltungen die sie
gewählt hatten und hofften, dass es besser werden würde. Nach zweieinhalb
Jahren im Amt, und schon die nächste Wahl vor Augen sieht sich aber der
Paulistaner mit einer Entwicklung konfrontiert, die im Munizipalbereich so
schlimm ausgehen könnte wie auf der Ebene der Bundespolitik: Es läuft alles in
die falsche Richtung. Von den vielen Versprechungen für mehr und bessere
Schulen zu sorgen, mehr städtische Krankenhäuser zu bauen, wurden noch nicht
einmal fünfzig Prozent davon erstellt und eingeweiht. Wo sich aber die
Stadtadministration besonders hervorgetan hat, ist die Verkehrsteilnehmer zu verärgern.
São Paulo ist eine der größten
Autostädte der Welt geworden. Nicht weil die Bewohner sich so gerne in ihren
vier Rädern fortbewegen, sondern mangels genügend anderer Möglichkeiten. Dass
man vor Jahrzehnten die Straßenbahnen abgeschafft hat, war ein historischer
Fehler. Mit Omnibussen wird seitdem versucht dies zu korrigieren, deshalb wird
die Stadt auch mit exklusiven Omnibusspuren zugepflastert, auf denen kein
normales Auto fahren darf, auch wenn sie noch so unbenutzt sind. Damit haben
aber die individuellen Fahrzeuge schon eine Spur weniger, denn man verbreiterte
die Straßen keineswegs.
Mittlerweile hat aber der Präfekt
seine Liebe für die Fahrradfahrer entdeckt. Wohl aus einem Überangebot an roter
Farbe, noch aus dem letzten Wahlkampf stammend, lässt er die noch verbleibenden
Wege bemalen und für Radfahrer separieren, ob diese benutzt werden oder nicht.
In den meisten Fällen gab es weder Studien noch Bewohnerbefragung, die Wege
entstanden über Nacht. Nun ist gegen Radwege absolut nichts zu sagen, wenn sie
benutzt werden, und wenn dabei Sicherheit gegeben ist. Aber beides ist vielfach
nicht der Fall. Radfahrer werden nach wie vor umgefahren, überfahren und
bestohlen. São Paulo hat schon das Problem der undisziplinierten
Motorradfahrer, die nicht kontrolliert werden können, nun kommt der
Risikofaktor Radfahrer noch hinzu.
Um dies jedoch zu verhindern kam
Herr Haddad auf eine noch absurdere Idee: Die Geschwindigkeit auf den Express-
und Hauptstraßen der Stadt wurde kräftig reduziert, angeblich um Unfälle zu
vermindern. Die genannten Zahlen sind in der Tat erschreckend, aber es wird
nicht definiert, wie viele davon Motorradfahrer sind, die sich sowieso an keine
Regel und Geschwindigkeitsbeschränkung halten.
Das Ziel Unfälle zu verringern,
den Verkehr sicherer zu machen und
besser fließen zu lassen, wird mit diesen Maßnahmen nicht erreicht, eher
das Gegenteil. Das einzig sicher ist aber, dass Herr Haddad im Jahr 2016 von
keinem Autofahrer mehr seine Stimmer erhalten wird, und das sind immerhin mehr
als sieben Millionen.
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