sexta-feira, 7 de agosto de 2015

Der Traum von der Fahrradstadt





Fernando Haddad, der Präfekt von São Paulo galt als der Hoffnungsträger der Arbeiterpartei PT, Ex-Präsident Lula bezeichnete ihn nicht nur als gut aussehend, sondern auch als erfolgreichen Politiker. Ein großer Teil der Bürger diese Mega-Stadt haben sich von diesen Vorschlusslorbeeren beeindrucken lassen und ihm ihre Stimme gegeben. Sie waren in letzter Zeit nicht gerade verwöhnt worden von den Stadtverwaltungen die sie gewählt hatten und hofften, dass es besser werden würde. Nach zweieinhalb Jahren im Amt, und schon die nächste Wahl vor Augen sieht sich aber der Paulistaner mit einer Entwicklung konfrontiert, die im Munizipalbereich so schlimm ausgehen könnte wie auf der Ebene der Bundespolitik: Es läuft alles in die falsche Richtung. Von den vielen Versprechungen für mehr und bessere Schulen zu sorgen, mehr städtische Krankenhäuser zu bauen, wurden noch nicht einmal fünfzig Prozent davon erstellt und eingeweiht. Wo sich aber die Stadtadministration besonders hervorgetan hat, ist die  Verkehrsteilnehmer zu verärgern.
São Paulo ist eine der größten Autostädte der Welt geworden. Nicht weil die Bewohner sich so gerne in ihren vier Rädern fortbewegen, sondern mangels genügend anderer Möglichkeiten. Dass man vor Jahrzehnten die Straßenbahnen abgeschafft hat, war ein historischer Fehler. Mit Omnibussen wird seitdem versucht dies zu korrigieren, deshalb wird die Stadt auch mit exklusiven Omnibusspuren zugepflastert, auf denen kein normales Auto fahren darf, auch wenn sie noch so unbenutzt sind. Damit haben aber die individuellen Fahrzeuge schon eine Spur weniger, denn man verbreiterte die Straßen keineswegs.
Mittlerweile hat aber der Präfekt seine Liebe für die Fahrradfahrer entdeckt. Wohl aus einem Überangebot an roter Farbe, noch aus dem letzten Wahlkampf stammend, lässt er die noch verbleibenden Wege bemalen und für Radfahrer separieren, ob diese benutzt werden oder nicht. In den meisten Fällen gab es weder Studien noch Bewohnerbefragung, die Wege entstanden über Nacht. Nun ist gegen Radwege absolut nichts zu sagen, wenn sie benutzt werden, und wenn dabei Sicherheit gegeben ist. Aber beides ist vielfach nicht der Fall. Radfahrer werden nach wie vor umgefahren, überfahren und bestohlen. São Paulo hat schon das Problem der undisziplinierten Motorradfahrer, die nicht kontrolliert werden können, nun kommt der Risikofaktor Radfahrer noch hinzu.
Um dies jedoch zu verhindern kam Herr Haddad auf eine noch absurdere Idee: Die Geschwindigkeit auf den Express- und Hauptstraßen der Stadt wurde kräftig reduziert, angeblich um Unfälle zu vermindern. Die genannten Zahlen sind in der Tat erschreckend, aber es wird nicht definiert, wie viele davon Motorradfahrer sind, die sich sowieso an keine Regel und Geschwindigkeitsbeschränkung halten.
Das Ziel Unfälle zu verringern, den Verkehr sicherer zu machen und  besser fließen zu lassen, wird mit diesen Maßnahmen nicht erreicht, eher das Gegenteil. Das einzig sicher ist aber, dass Herr Haddad im Jahr 2016 von keinem Autofahrer mehr seine Stimmer erhalten wird, und das sind immerhin mehr als sieben Millionen.

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