Ausgangspunkt:
Diese Erde, die heute aus etwa 200 verschiedenen Ländern besteht und von
ungefähr 7,5 Milliarden Menschen bewohnt wird, befindet sich in einem Zustand
der Veränderung, der eine bisher noch nie dagewesene Geschwindigkeit angenommen
hat.
Nach dem unruhigen 20. Jahrhundert, das bis in die zweite Hälfte die grausamsten
Vernichtungskriege erlebte, sehnte sich der größte Teil der Bevölkerung, aber
auch der Politiker nach Frieden. Dieser Frieden war aber sehr brüchig und wurde
durch regionale Auseinandersetzungen immer wieder auf den Prüfstand gestellt.
Es ist aus heutiger Sicht dem Umstand zu verdanken, dass die Erde zwei konträre
Machtblöcke besaß, die sowohl in der Einflusssphäre als auch in ihrer
militärischen Ausstattung nahezu gleich stark auftraten. Dazu kam die latende
Erinnerung an die große nahezu sechsjährige Schlacht, die beide Mächte, trotz
vorhandenem Waffenarsenal, vor dem ultimativen Einsatz ihrer Nukleardwaffen
zurückschrecken ließen. Beide Blöcke versuchten ihren Machteinfluss nicht nur
zu erhalten, sondern nach Möglichkeit auszuweiten, und dies besonders in den
Ländern der noch nicht sehr entwickelten Teile dieser Erde. Dadurch entzündeten
sich zwar immer wieder regionale Kriegsschauplätze und militärische
Auseinandersetzungen, aber die direkte Konfrontation beider Mächte gab es
nicht. Bei den Volksaufständen in den osteuropäischen Satellitenstaaten der
UdSSR-Sphäre, in den 1950er und 1960er Jahren, wäre es den Amerikanern und
ihren Verbündeten nie eingefallen direkt zu intervenieren. Es hätte leicht zum
3. Weltkrieg führen können. Insofern war die Aufrüstung beider Seiten mit
Atomwaffen friedensfördernd, denn keiner wollte den ultimativen Schlag
initiieren. Einer der kritischten Momente entstand im Jahr 1962 als die
Sowjetunion versuchte auf der Karibikinsel Kuba Raketen mit atomaren
Sprengköpfen zu installieren, die dann direkt auf die USA gerichtet worden
wären. Es war einer der Augenblicke der
die kontrollierte Spannung der beiden Antipoden zur Explosion hätte bringen
können. Die amerikanische Seite zeigte Härte und damit wurden die Raketen wieder
abtransportiert.
Dieser Zustand des sogenannten kalten Krieges dauerte bis in die späten
1980er Jahre an. Allmählich wurde sichtbar, dass das kommunistische System mit
seiner staatlichen Planwirtschaft nicht mehr haltbar war. Es war nicht mehr zu
finanzieren und in mehreren Satellitenstaaten, besonders in Europa, entstand
eine zwar friedliche, aber effiziente Volksbewegung, die die staatliche
Bevormundung nicht mehr akzeptierte. Die erste Reaktion der sowjetischen
Führung war die Entscheidung zum Glasnost, einer schrittweisen und
kontrollierten Lockerung, die in Richtung Demokratie führen sollte. Doch genau
dieser Schritt zeigte die Schwäche des Systems und ermutigte
Freiheitsbewegungen in anderen Ländern, wie Ungarn, der Tschechoslowakei und
der DDR die Grenzen der Bevormundung zu überschreiten. Damit fiel zwischen 1989
und 1990 der Sowjetblock auseinander. Dadurch entstand zwar eine Befreiung der
Länder Osteuropas und deren Bürger von einem zwangsverordneten Diktatursystem,
aber die Ausbalanzierung der Welt bestand nicht mehr.
Im Westen wollte man den Bürgern nun Glauben machen, dass damit ein
langer Frieden entstehen würde. Die amerikanische Weltmacht betrachtete sich
als einzige Alternative und als Kontrolleur und Führungsmacht der gesamten Erde.
Intelligenterweise versuchte man zwar vermeintlich gute Beziehungen zum Rest
des Sowjetreichs, zu Russland, aufzubauen und gemeinsam weltpolitische
Entscheidungen zu fällen, aber das gelang nur bedingt. Die demokratische
Entwicklung fand im Osten nur beschränkt statt. Zwar konnte als größter Erfolg
die deutsche Wiedervereinigung gefeiert werden, auch Länder wie die baltischen
Staaten, Polen, die Tschechische Republik, die aber recht bald in zwei Teile
verfiel, bedingt Ungarn, Rumänien und Bulgarien gingen einen demokratischen
Weg. Mit den ehemaligen Sowjetrepubliken gab es eine recht komplizierte
Entwicklung. Einmal war der Einfluss Moskaus nach wie vor präsent, zweitens
hatten diese Länder keinerlei Erfahrung in Demokratie, auch das Volk hatte nie
in einer Demokratie gelebt. So entstanden entweder halbdemokratische Länder die
von korrupten Politikern und Oligarchen kontrolliert wurden, oder neue
regionale Diktaturen wie Weissrussland oder Kasachstan.
Die brodelnden Konflikte im Nahen Osten, waren ein konstanter Faktor, da
der Staat Israel von seinen Nachbarn nicht akzeptiert wurde, und dieser es
wiederum nicht verstand das Palästina-Problem zu lösen. Zwar suchte die USA ein
Interessen- und Zweckbündnis mit Saudi-Arabien und den Emiraten einzugehen, das
jedoch nicht immer erwidert wurde. Schaffte sich aber mit der islamischen
Revolution im Iran einen neuen regionalen Feind, der nicht zu unterschätzen
war. Gerade in dieser so sensiblen Region setzte die Weltmacht in Washington offensichtlich auf die falschen Pferde und
erhielt von dort ihre schlimmste Attacke seit Pearl Harbor 1941. Der 11.9.2001
wird als Wendepunkt in die Geschichte des 21. Jahrhunderts eingehen. Statt
einer langfristigen friedlichen und offenen Welt, warf dieser Anschlag die
Völkergemeinschaft um mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Die geplante
freiheitliche Globalisierung wurde erst einmal wieder zurückgeschraubt,
zumindest im Personenverkehr. Die Wut und die Reaktion der USA kann nur mit der
Reaktion eines angeschlagenen Boxers verglichen werden. Es folgte ein
Rundumschlag im Nahen und Mittleren Osten, unter dem die Welt bis heute noch zu
leiden hat. Der Einmarsch im Irak 2003 destabilisierte dieses Land völlig, ohne
es je wieder zu befrieden, sorgte für das Entstehen der Bürgerkriegsmächte in
Syrien, einem Bürgerkrieg der bis heute anhält, machte den Libanon zu einer
Basis für Terroristen, brachte Unruhe in ganz Nordafrika und löste kaum einen
Konflikt durch ein positives Ergebnis ab. Im Gegenteil, die schwelenden
Konflikte im Nahen und Mittleren Osten und dem nördlichen Afrika schlugen immer
mehr Richtung Europa über, das sich viel zu lange in Sicherheit wiegte und
glaubte die regionalen Konflikte würde es nicht berühren. Die regelmäßigen
Terroranschläge ebenso wie die Flüchtlingswelle des Jahres 2015 haben uns eines
Besseren gelehrt.
Man kann jedoch als Ausgangspunkt dieser heutigen Bewegung, der nunmehr
auch Europa verändern wird, die fehlgeschlagene amerikanische Politik im
meridionalen Bereich bezeichnen. So wie Adolf Hitler es versäumt hat vom
Feldzug Napoleons nach Russland im angehenden Winter zu lernen, hat es die USA
versäumt aus dem zehnjährigen sowjetischen Feldzug in Afghanistan Schlüsse zu
ziehen. Viele unnötige Tote auf beiden Seiten und ein unstabiles Land am
Hindukush ist heute das Ergebnis.
Wenden wir uns kurz Lateinamerika zu, das Gott sei Dank keine bedeutende
Rolle in der Weltpolitik spielt. Dies meine ich nicht ironisch, sondern sehr
positiv betrachtet. Wer heute auf dem Tablett der Weltpolitik eine Rolle
spielt, ist mehr gefährdet als das Land das in einer periphären Region liegt.
Verglichen mit den Ländern im vorderen Orient geht es Latein-Amerika gut,
wenigstens politisch betrachtet. Die einzige militärische Auseinandersetzung in
der Region mit der Farc in Kolumbien ist dabei befriedet zu werden. Zwar hat
die Demokratie in Venezuela diktatorische Züge angenommen, aber die Unfähigkeit
des Nachfolgers von Hugo Chavez wird ihn früher oder später aus dem Amt jagen.
Auf ein hungerndes Volk kann man nicht bauen. Ansonsten haben zumindest die
östlichen Länder Südamerikas, und das sind die größten und wirtschaftlich
stärksten, innenpolitische und ökonomische Schwierigkeiten, die sie einfach
selbst lösen müssen um vorwärts schauen zu können. Mit der Weltpolitik selbst
haben sie wenig zu tun, trotz ihrer territorialen Größe.
Schauen wir aber in die Zukunft dieser Erde, so müssen wir uns mit dem
Fernen Osten Asiens beschäftigen. Jeder Geschäftsreisende bemerkt rasch, dass
das asiatische Becken beginnend von Indien, über Thailand, Singapur,Malaysia,
Indonesien bis Korea, China und Japan eine eigene Welt darstellt, die ihre
eigene Entwicklung geht und den Fortschritt, trotz aller Schwierigkeiten mit
einer Dynamik und Entschiedenheit angeht, die den Rest der Welt fast vergessen
läßt. Auch dort hat man Problemfelder, siehe die Ungleichheit in Indien,
Bangladesch oder selbst in China, aber das wird irgendwie administriert,
Prioritäten werden gesetzt und die Nationen entwickeln sich weiter. Nicht jeder
Staat dort ist mit unseren demokratisch abendländischen Werten zu messen, aber
sie gehen vorwärts, haben ein wirtschaftliches Wachstum, leben ohne
kriegerische Konflikte mit einander, selbst das große China benützt Taiwan als
Werkstatt. Wer sich nicht einfügt ist Nordkorea, aber hier lebt noch das
Blockdenken, heute zwischen China und der USA. Solange die USA Südkorea
unterstützen und dort Militärbasen unterhalten, solange stützt Peking
Nordkorea. Ein politisches Schachspiel.
Perspektive:
Die derzeit größte Sorge sowohl Europas als
auch Nordamerikas geht von einer kleinen, wilden und unberechenbaren Gruppe
aus: dem Islamischen Staat (IS). Diese pseudomilitärische Gruppe, welche leider
von erz-konservativen arabischen Staaten unterstützt und finanziert wird,
terrorisiert heute einen großen Teil der westlichen Welt und zeigt damit die
Anfälligkeit der abendländisch-demokratischen Systeme auf. Sie schleusen unscheinbare
Personen in die Länder ihrer Ziele ein, oft sind es Bürger dieser Länder, die
nur in Syrien oder dem Irak ausgebildet und
einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, um dann im Namen Allahs und des Islams selbstmörderische
Terrorakte zu verüben, die hunderte unbeteiligter Menschen vernichten. Was
zurückbleibt, ist Schrecken, Entsetzen, Angst und Unsicherheit. Zu lange hat
sich Europa in Sicherkeit gewogen. Die Grenzen der demokratischen Freiheit
wurden erreicht. Seit dem 11. September 2001 entstand weltweit eine
Sicherheitsindustrie die Flughäfen und öffentliche Einrichtungen schützen soll,
die Überwachungssysteme installiert hat und Milliardenkosten verursacht.
Positiv gesehen hat diese neue Dienstleistung Arbeitsplätze geschaffen, welche
die traditionelle Produktionsindustrie abgebaut hat, doch die Kosten werden von
der Gesellschaft getragen und verteuerten sowohl Reisen als auch die Benützung
sonstiger öffentlicher Dienstleistungen.
Hinzu kommt nun in den letzten Jahren der
Flüchtlingsstrom aus Syrien und verschiedenen afrikanischen Staaten, die
scheinbar nicht befriedet werden können. Diese Welle wird Europa ebenso
verändern wie die Völkerwanderung nach dem 2. Weltkrieg, nur mit dem
Unterschied, dass damals hauptsächlich Europäer aus einem ähnlichen Kulturkreis
und einer gleichen Religionsauffassung im Westen eine neue Heimat suchten,
während es sich bei den derzeitigen Flüchtlingen um Menschen handelt die aus
einer völlig anderen Kultur mit teilweise archaischen Werten kommen. Die
Eingliederung und Anpassung wird Europa verändern. Ob zum Besseren oder nicht,
wird man frühestens in ein bis zwei Generationen bewerten können. Doch die
sofortige Veränderung macht sich in vielen Regionen und Gemeinden bemerkbar:
Die unbedenkliche Freiheit und Sorglosigkeit westeuropïscher Demokratien wird
es nicht mehr geben.
Dazu kommt, dass die westlichen,
demokratischen Staaten sich heute auf einem sozialen Selbstverwirklichungsstand befinden, der kaum
mehr übertroffen werden kann. Es muss niemand mehr um sein Überleben kämpfen,
er wird, wenn es sein muss, von staatswegen versorgt, der Bürger hat das
kämpfen verlernt, er zieht sich zurück und verlangt, dass der Staat für ihn
sorgt, sich um ihn kümmert und ihm die existenzielle Angst
abnimmt. Die Gerichte beschäftigen sich mehr mit Bürgerrechten und Minderheitsrechten
als mit wirklichen Straftaten. Dies macht aber eine Gesellschaft satt, träge,
anfällig und bald dekadent.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass die
künstliche Intelligenz, die heute in den Laboratorien Kaliforniens, Indiens und
auch schon Chinas entwickelt wird, mehr und mehr die Funktionen der Menschen
übernehmen können, und gleichzeitig die Menschen immer älter werden und sich
derzeit immernoch weiter vermehren, so muss gefragt werden, wie dies zukünftig
funktionieren soll? Aus derzeitiger Sicht gibt es immer weniger Nachfrage nach
Arbeitskräften, sei es in der Industrie in der Dienstleistung oder im Handel,
viele Aufgaben können total informatisiert und elektronisch gesteuert werden.
Was wird dann aus den Milliarden Menschen? Man benötigt sie vielleicht nur noch
zum Konsum. In diese Richtung ging auch der, allerdings vorerst abgelehnte,
Gesetzentwurf in der Schweiz, nach einem Volkseinkommen. Damit der
Wirtschaftskreislauf funktioniert muss produziert und verkauft und ausgeliefert
werden, dies alles können elektronische Systeme durchführen, der Mensch muss
nur noch konsumieren, damit der Kreislauf erhalten bleibt.
Abschluss:
Zum Beginn des 21. Jahrhunderts befindet sich
die Welt in einer Phase des Umbruchs und der Veränderung. Dies geschieht mit
einer bisher nie gekannten Geschwindigkeit. Bereits Vorhersagen für die
nächsten zehn Jahre, wie das fahrerlose Fahrzeug, die Gesundheitsdiagnose
mittels des Handys oder die Behebung von Krankheiten mittels Implantierung von
chips, die Informationsübermittlung ohne Tasten, die Schulausbildung online,
die privaten Reisen ins Weltall und zu anderen Planeten. All das wirkt noch
unwirklich und futuristisch, aber es wird kommen. Und die Kriege der Zukunft?
Niemand sollte daran glauben, dass der Mensch, und besonders der Politiker,
friedlicher wird. Kriege werden ebenfalls elektonisch ausgeführt, Hollywood
zeigt dies in seinen Filmen längst. Ein Land kann rasch erledigt werden, indem
man seine Energieversorgung oder seine Kommunikationslinien lahm legt.
Bleibt zu hoffen, dass die eigentlich
gefühlslosen Programme die solche Kriege steuern sollen von einem positiv
denkenden Programmierer erstellt werden, der im kritischen Fall eine positive
Endlösung eingebaut hat, damit letztlich nicht der gesamte Globus im Universum
durch einen großen Knall verschwindet.
Im September 2016
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