Dieser Tage
wurde der Lateinamerikaexperte an der John Hopkins Universität in Washington,
Riordan Roett, befragt: Welche Bedeutung
heute Lateinamerika und besonders Südamerika unter dem amerikanischen
Präsidenten Donald Trump hätte. Er war zwar diplomatisch, aber es war leicht
herauszuhören, das die neue amerikanische Administration an dem südlichen Teil
des Kontinents wenig Interesse zeigt. Wenn man einmal die Grenzsicherheit mit
Mexiko ausklammert, und seine neuesten Töne über Ordnung in Venezuela als bloses
Drohen abtut, dann existiert für die Trumpadministration Südamerika praktisch
nicht.
Aber neben
der offiziellen Regierungspolitik findet man derzeit auch wenig
nordamerikanische Geschäftsleute oder Investoren, die sich besonders für den
östlichen Teil des Subkontinents interessieren würden. Während die
Pazifikanrainer, Equador, Kolumbien, Peru und Chile im Transpazifik-Pakt noch
eine wirtschaftspolitische Verbindung zum großen Bruder im Norden haben, steht
der Mercosul mal wieder ganz verlassen da. Mit dem argentinischen Präsidenten
Macri verbinden Trump noch ehemalige Geschäftsverbindungen, aber der derzeitige
brasilianische Regierungschef wird nur abschätzig als “lame duck” als “lahme
Ente” bezeichnet.
Das ist keine
Auszeichnung für das fünftgrößte Land der Erde, das einmal die fünfte
Wirtschaftsmacht war und als BRICS-Mitglied zu den wirtschafts und politischen
Nationen der Zukunft gehörte. Den Namen des brasilianischen Außenministers
kennt im Ausland so gut wie niemand, da der derzeitige der fünfte in 3 Jahren
ist. Man muss es klar sagen, Brasilien
hat sich von der Weltpolitik eine “Auszeit” genommen. Derzeit gibt es nur ein
Thema, und das heißt überleben. Eine Regierung die nahezu täglich nur ums
Überleben kämpft, kann keine Strategie entwickeln, kann keine weiterreichenden
Abmachungen treffen sondern plant nur von morgens um sechs bis Mitternacht.
Die Regierung
schleift sich mühsam über die Runden und hofft, dass sie innenpolitisch die
nächsten 16 Monate überstehen kann. Das ist aber für solch eine Nation einfach
zu wenig. Die Welt entwickelt sich rasend weiter, geht vorwärts und Brasilien
versinkt in Lethargie.
Gäbe es da
nicht den 200 Millionen Konsumentenmarkt, würde das Land weltpolitisch so
vergessen werden wie eine einsame Insel in der Südsee. Experten und
Positivisten mögen noch so sehr die Trommel rühren und Brasiliens Einmaligkeit
auf den Gebieten wie Biosphäre, natürlicher Energie und Kreativität
herausstreichen. Aufgrund seiner politisch-juristischen Labilität, seines
ziemlich verschlossenen Marktes und der fehlenden Innovation, erweckt es
derzeit wenig Begeisterung.
Wer auch
immer 2019 die Regierung übernehmen wird, der muss einen herkulanischen
Kraftakt durchführen um Brasilien in der Weltgemeinschaft wieder Achtung zu
verschaffen.
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