Das ist eine interessante
Entwicklung, Europa in der Krise, Europa ein Einwandererland. Wie passt dies
zusammen? Nun, wir scheinen uns tatsächlich wieder in einer Zeit der Völkerwanderung zu
befinden: Afrikaner fliehen über das Mittelmeer, um ihren Stammes und
Religionskriegen zu entkommen, Syrer und Iraker fliehen vor der Islamischen
Miliz, die versucht einen radikalen Gottesstaat in ihrer Heimat zu etablieren.
Aber auch innerhalb Europas wandern Menschen aus Rumänien und Bulgarien nach
Mitteleuropa um der regionalen Armut und Aussichtslosigkeit zu entgehen. Die
USA versucht sich schon seit vielen Jahren gegen die illegale Einwanderung aus
Mittel- und Südamerika zu wehren. Mittlerweile sind über 5 Millionen Illegale
im Land. In Südamerika selbst nimmt die Zuwanderung nach Brasilien zu,
Haitianer, Bolivianer und Paraguayer suchen ein besseres Leben im größten Land
des Subkontinents. Im bevölkerungsreichsten Teil der Erde in Asien, ist die
Völkerwanderung konstant, die wirtschaftlichen Enklaven, Singapur, Hongkong und
Taiwan ziehen immer mehr Menschen an, Australien und Neuseeland versuchen sich
durch strenge Gesetze und Kontrollen abzuschotten, doch es gelingt nur
teilweise.. Saisonarbeiter aus ganz Asien verdingen sich in den arabischen
Emiraten als billige und ausgebeutete Arbeitskräfte bei der Erbauung der Welt
der Zukunft. Die Welt verändert sich dadurch ständig und permanent, denn es ist
ein Prozess der sich nicht aufhalten lässt, sondern immer schneller und stärker
rotiert. „ tempora mutantur et nos mutamur in illis,“ ist ein lateinisches
Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert, das heute mehr denn je Bedeutung erlangt,
die Zeit ändert sich, und wir ändern uns mit ihr. Die Zeit unserer Erde und die
Menschen die darauf leben sind einem ständigen Wandel ausgesetzt, nichts ist
mehr von Dauer, „ panta rhei“ sagte schon Heraklit 500 Jahre vor Christus, -
alles fließt -. Wie konnten wir diese Einsicht des großen griechischen
Philosophen vergessen, der vor 2600 Jahren erkannte, dass nichts so bleibt wie
es ist, dass das Sein ein fließender Vorgang ist der beginnt und endet und die
Erde eine Kugel die sich ständig dreht. Kein Tag sei wie der andere, sagt schon
ein Sprichwort, das sollten wir nicht vergessen.
In einer Wohlstandsgesellschaft,
die in großen Teilen Europas nach dem Ende des zweites Weltkriegs entstand,
schlich sich das Gefühl ein: „ Oh Augenblick verweile, du bist so schön“.
Diesen Zustand erreichte Faust nicht,
und die von dem Aufschwung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts privilegierten
Europäer noch viel weniger, obwohl mit dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums
1989/1990 und der darauffolgenden Ostöffnung, Europas Bedeutung eher noch
zunahm. Aber gerade diese Öffnung barg auch enorme Gefahren in sich, denn nicht
allen rasch demokratisierten Ländern gelang es an die Vorreiter Europas
Anschluss zu finden. Bei relativ offenen Grenzen entstand nun plötzlich ein
Wohlstandsgefälle, das sich selbst in dem neu geformten Deutschland bemerkbar
machte. Viel schwieriger war es den Balkan zu reorganisieren, was mit einem
schmerzlichen Rückfall in ethnische Auseinandersetzungen im ehemaligen
Jugoslawien endete. Diese dauerten fast das gesamte letzte Jahrzehnt des 20.
Jahrhunderts an. Ein Ergebnis waren Flüchtlingsströme aus dem Kosovo, Bosnien und dem benachbarten Albanien nach Mittel, West
und Nordeuropa. Aufgrund einer durchschnittlich guten Ausbildung integrierten
sich diese Zuwanderer relativ problemlos. Eine gewisse Ausnahme machten gewalttätige Banden aus Albanien, die sich im
Drogenhandel etablierten und in Großstädten Angst und Schrecken hinterließen,
denn auch andere ethnische Banden, etwa aus Russland und Georgien
kämpften um den lukrativen mitteleuropäischen Markt, der jahrzehntelang
von der italienischem Mafia alleine beherrscht wurde.
Auf politischer Ebene stand das
Zusammenwachsen eines vereinten Europas im Vordergrund, man wollte einmal die
bisher vom Sowjetreich kontrollierten Staaten so schnell wie möglich an den
Westen binden. Damit verbunden war die Aussicht, dass die Bevölkerung rasch zu
einem höheren Lebensstandard kommen würde, aber man dachte auch daran diese nun
offenen Märkte industriell und handelsmäßig zu benutzen. Einmal als
kostengünstige Fabrikationsstätten, bedingt durch geringere Löhne, und zum
anderen um den Nachholbedarf der Bevölkerung zu befriedigen. Einige Staaten,
wie Polen, Ungarn und Tschechien integrierte man auch in das nordatlantische
Verteidigungsbündnis NATO. So wurde die Grenze dieses Militärbündnisses stark
nach Osten verschoben. Es war nur einer temporären Schwäche der russischen
Regierung zu verdanken, dass dies so stillschweigend hingenommen wurde.
Mit der Reisefreizügigkeit, kamen
aber nicht nur gut ausgebildete Arbeitskräfte, die man besonders in Deutschland
mit offenen Armen aufnahm, um die weltweit führende Exportposition zu halten,
sondern eben auch neue EU-Bürger die sich gerne an dem besonders großzügigen
deutschen Sozialsystem bedienen wollten. Ein lange in Deutschland nicht mehr
bekanntes Bild bot sich zunehmend in Stadtzentren, nicht nur von Großstädten,
Bettler an den Straßenecken.
Mit dem Ausbruch des Syrienkriegs
im Jahr 2011 und der Radikalisierung der Oppositionstruppen, die ursprünglich
für eine Abschaffung des Bashar al-Saddad-Regimes kämpften, mittlerweile aber
von radikalen Islamisten angeführt werden, entwickelte sich ein
Flüchtlingsstrom zunächst in die Türkei, der aber über die griechische Grenze
auch Europa erreichte und sich über mehrere Länder ausbreitete. Dazu kam noch
die fortschreitende Einflussnahme islamitischer Kämpfer in Afrika, die
systematisch eine ganze Reihe von Nord und Zentralafrikanischer Staaten desestabilisierte;
Lybien, Sudan, Nigeria seien hier nur genannt. Immer mehr Menschen sahen nur
noch einen Ausweg, die Flucht. Schleuserorganisationen boten den kürzesten Weg
von Nordafrika über das Mittelmeer nach Spanien und Italien an. Dort landeten
überladene Boote, die kaum Sicherheit boten und vielen Flüchtlingen bereits auf
hoher See zum Verhängnis wurden. Einmal jedoch in Europa angekommen, mussten
sich die Regierungen der südlichen Staaten mit diesem neuen, ungewohnten und
nicht geplanten Problem auseinandersetzen. Die Europäische Union war gefragt,
und erinnerte sich an ihre Verantwortung nach der Charta der Menschenrechte.
Seitdem werden sowohl Flüchtlinge aus dem Nahen Osten als auch aus Afrika auf
ganz Europa verteilt. Deutschland als größte und wirtschaftlich stärkste Nation
muss sich wohl oder übel an der Aufnahme beteiligen.
Mit dem Aufkommen der Bewegung ISIS (Islamischer Staat), bekam die Immigrationsbewegung,
die in Wirklichkeit in Europa schon über 50 Jahre andauert, eine
soziologisch-politische Variante, die Angst vor der Islamisierung Europas.
Deutschland zum Beispiel lebt bereits seit Ende der 1960er Jahre mit der
Zuwanderung von „Gastarbeitern“ aus der Türkei. Sie wurden kontraktiert um in
den Expansionsjahren der Industrie große Nachfrage sowohl im Inland als auch im
Export zu befriedigen. Ursprünglich wollte man diesen Arbeitern nur
Fünfjahresverträge geben, doch es war die praktische Ansicht des damaligen
Arbeitgeberpräsidenten, Hans-Martin Schleier, dass ein unbegrenztes
Aufenthaltsrecht der Industrie sehr entgegen kommen würde, da neue Kräfte nicht
ständig neu angelernt werden müssten. Dazu äußerte sich sarkistisch der
schweizer Schriftsteller Max Frisch; „ Wir riefen Arbeitskräfte, doch es kamen
Menschen.“ Diese Einsicht erlaubte es nun den Arbeitern, zum größten Teil aus
Anatolien, ihre Familien nachzuholen. Damit schuf aber das Land eine Situation,
die es seit der Anheuerung polnischer Arbeitskräfte im Ruhrgebiet Ende des 19.
Jahrhunderts nicht mehr gab. Die Integration der türkischen Familien war nicht
einfach, einmal durch die sehr unterschiedlichen Sitten und Gebräuche, aber
noch viel mehr durch das hierarchische und teilweise antiquierte Familienrecht,
das aus der Heimat mitgebracht wurde, und sich nicht immer mit dem deutschen
Recht vereinbaren ließ. Es muss anerkannt werden, dass die Extremfälle wie
Ehrenmord, Familienrache nur in Einzelfällen die Gesellschaft erregte, aber niemand
weiß genau in wieviel Fällen, die Unterdrückung und Bestrafung innerhalb der
Familien stillschweigend durchgeführt wurde. Es bildete sich allmählich eine
türkische Parallelgesellschaft in Deutschland, die solange sie unter sich blieb
und nicht aneckte, akzeptiert wurde. Aber bereits seit den frühen 1990er
Jahren, kam es immer wieder zu Konflikten zwischen Einheimischen die ihre
Vorurteil begründet oder unbegründet durch
Racheakte ausdrückten. Besonders bekannt sind die Brandaktionen gegen
Immigrantenwohnungen in verschiedenen Städten.
In Ballungszentren, besonders mit
großer türkischer aber auch arabischer Immigration aus verschiedenen
nordafrikanischen Staaten, wuchs eine junge Generation von nicht Integrierten
heran, die zwar bereits in Deutschland geboren wurden, aber durch den Zwiespalt
zwischen Familie und Schule, den Anschluss an die kompetitive Gesellschaft
nicht fanden, es entstand ein Kinder und Jugendproletariat, das chancenlos
heranwuchs und sich durch Drogengeschäfte, Schwarzmarktgeschäfte oder
Diebstähle unterhielt. Das wiederum ließ in der Bevölkerung die Vorurteile
weiter gedeihen.
Die derzeit so viel diskutierte
Pediga-Bewegung in Dresden, aber auch in verschiedenen anderen deutschen
Stätten, traf sowohl die Presse als auch die Politiker recht unvorbereitet.
Nach dem Motto: „ In unserem offenen Land kann nicht sein, was nicht sein
darf.“ Aber gerade der von der Regierung geprägte Begriff der „Weltoffenheit“ , ist keineswegs die Ansicht
aller Deutscher. Man kennt ja schon seit der Öffnung die rechtsradikalen
Bewegungen besonders in Regionen der ehemaligen DDR. Dies ist ein Ausdruck des
Protests der Ohnmächtigen und Zu-kurz-Gekommenen, aber auch der von der
Deindustrialisierung um Ihre sichere Zukunft beraubten Bürger in den „ neuen
Bundesländern“. Dass aber auch im westlichen Deutschland viele Bürger die
Überfremdung mit Sorge betrachten, wurde von offiziellen Stellen nicht sehr
berücksichtigt. Es war nur logisch, dass mit dem Erscheinen der AfD (
Alternative für Deutschland) eine politische Bewegung entstand, die diese
besorgten Bürger vertritt und ihren Vorbehalten politische Stimmen verschafft.
Andere Staaten der EU wie Frankreich, Niederlande und auch England, sehen sich
mit einer ähnlichen Bewegung konfrontiert, Parteien die auf Nationalstaatentum
und Ausländerkontrolle setzen, gewinnen auch dort stark an Zulauf, denken wir
nur an Marie Le Penn in Frankreich oder die Ukip Partei in England, warum
sollte in Deutschland eine ähnliche Bewegung nicht auch ihre Berechtigung
haben?
Man muss keineswegs ein Anhänger
dieser nationalen Bewegungen sein, um sie zu verstehen. Wenn die Zeit sich
weiter dreht und alles im Fluss ist, wie eingangs erklärt wurde, dann gibt es
immer eine Gruppe von Bürgern, denen dies nicht gefällt, oder die gar vor jeder
Veränderung Angst haben. Noch heute lebt ein gewisser Prozentsatz ehemaligen
DDR-Bürger, den Traum ihrer vermeintlich heilen Welt bis 1989. Die
Wahlergebnisse für die Linken zeigen dies, ebenso muss es durchaus erlaubt
sein, seine Besorgnis über die Veränderung und Überfremdung Deutschlands
ausdrücken zu dürfen. Dies sollte nicht mit emotionalen Vorwürfen abgetan
werden, die Angst ist in Europa von Italien bis Norwegen real, und kann Europa
vielleicht genauso verändern wie der Zuzug Fremder. Die Schweiz ist sicher kein
rassistischer Staat, wenn sie die Zuwanderung generell beschränken will, es ist
ein Ausdruck von Angst vor dem Verlust der eigenen Identität.
In solch einer Situation ist ganz
einfach die Staatsführung aufgerufen, erste einmal die Vorgänge klar und
logisch dem Volk zu erklären, und danach umgehend Maßnahmen und Regeln zu
ergreifen, die diese Zuwanderung in ordentliche Bahnen lenkt, und vorteilhaft
für beide Seiten lösen lässt. Beruflich qualifizierte Zuwanderer werden sich
rasch anpassen und integrieren, Asylanten ohne diesen Vorteil sollten genau
geprüft und betreut werden. Es geht nun einmal in Europa die Angst vor der
militanten Muslimbewegung um. Attentate wie gerade in Paris, oder in der
Vergangenheit in anderen Städten Europas sollten nicht vergessen werden. Europa
und der Orient haben gut und schlechte Zeiten erlebt, aber es ist geschichtlich
belegt, dass häufig eine Bewegung die andere überrennen wollte, von den
Kreuzrittern bis zu den Türken vor Wien, die Gegensätze bestanden immer und sollten
ernst genommen werden. Europa, das nun vereint und stark sein will, sollte sich
ganz einfach darauf einstellen, dass es nun wieder das Ziel von Verfolgten,
Wirtschaftszuwanderern aber auch von militanten Kriegern ist. Einfach den
politischen Gutmenschen zu spielen hilft da nicht weiter.
Es gibt genügend Beispiele von
potenziellen Einwandererländer, die seit dem 19. Jahrhundert Immigranten und
Flüchtlinge aufnahmen, es sei nur an die USA gedacht. Dieses große, weite Land
nahm sie alle auf, und brachte es fertig, Europäer, Afrikaner, Asiaten aus
allen Ländern zu Amerikanern zu machen, es wäre kein schlechter Weg davon zu
lernen.
Eek 7.1.2015
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