Eigentlich wollte ich mich zur
brasilianischen Wirtschaftspolitik nicht mehr äußern, denn die Medien sind voll
davon. Jeden Tag gibt es neue Botschaften, mehr schlechte als gute und
unzählige Kommentaristen erklären warum es so ist und wie es werden könnte. In
diese Reihe will ich mich nicht eingliedern, sondern eher als normaler Bürger
und Verbraucher ein paar Fragen stellen: Gerade heute lesen wir, dass die
Zentralbank in ihrer neuen Projektion bis zum Jahresende einen Rückgang der
Kaufkraft, sprich PIB, um 1,1 Prozent projiziert. Dies bedeutet es werden in
diesem Jahr rund 55 Milliarden Reais weniger ausgegeben. Viele Experten
bezweifeln diese offizielle Zahl jedoch, und erwarten bis zum Jahresende ein
Defizit von mindestens 2 Prozent. Brasilianer geben also beträchtlich weniger
aus als im Vorjahr, und trotzdem steigt die Inflation weiter. Hatte die
Zentralbank zu Beginn des Jahres noch mit einer Zahl im sechser Bereich
gerechnet, wurde diese im 2. Trimester bereits auf 7,1 Prozent erhöht und nun
erwarten die Geldkontrolleure in Brasilia eine Inflation vom 9 Prozent. Das
geht ganz nahe an eine zweistellige Zahl heran, die möglicherweise bis zum
Jahresende auch erreicht wird. Wenn der Normalbürger einkaufen geht, dann
bemerkt er, dass die Preise weit schneller steigen und viele Produkte dieses
Jahr schon um zwanzig bis fünfzig Prozent erhöht wurden. Die Zinsen auf dem
Sparbuch bringen aber höchstens sieben Prozent, also verliert man jedes Jahr
zwei Prozent.
Zu dieser eigenartigen
Entwicklung kommt dann noch hinzu, dass
trotz dem Rückgang der Kaufkraft die Zentralbankzinsen weiter kräftig erhöht
werden. Da muss man doch einmal ganz logisch fragen, wer verursacht denn diese
steigende Inflation? Der Verbraucher sicher nicht, denn er kann immer weniger
für sein Geld kaufen, es werden immer mehr Arbeiter entlassen, und Kredite
erhält der Normalbürger kaum mehr, außerdem kann er
die Zinsen so wenig bezahlen wie Griechenland seine Schulden.
Da drängt sich
der Verdacht auf, dass die Inflation vom Staatsapparat selbst gemacht wird.
Dass immer mehr unkontrolliert ausgegeben wird, das immer mehr Schulden gemacht
werden, dass immer neue Staatspapiere aufgelegt werden. Um diese an den Mann zu
bringen muss man immer höhere Zinsen anbieten da sonst niemand mehr
Brasilienpapiere kaufen würde. Eine gefährliche Spirale entsteht, die uns alle
mitreißt.
Ich habe mir
dieser Tage ein Buch bestellt, dass ein berühmter Korruptionsbekämpfer
geschrieben hat, der Titel heißt: „ Tropical Gangsters“. Vielleicht erfahre ich
darin warum es mit mit der brasilianischen Wirtschaft nicht stimmt.
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