Schon seit Monaten hören und
lesen wir täglich über die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen
Gläubigern. Das sind in erster Linie die restlichen EU-Mitglieder, die
Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfond, kurz IWF genannt.
Auf der einen Seite braucht Griechenland mehr Geld, denn die Staatseinnahmen
decken bisher nicht die Ausgaben. Außerdem hat das Land mehr als 300 Milliarden
Schulden. Das sind Staatsanleihen, staatliche Kredite aber auch Bank- und
Privatkredite. Diese Zahl entspricht etwa dem Zweifachen des
Bruttosozialprodukts. Diese Schulden sind zwar extrem hoch, aber nicht
unbedingt bedrohlich, wenn der Staat den Schuldendienst bedienen könnte, sprich
die fälligen Zinsen und Kreditrückzahlungen leisten würde. Doch darin liegt das
Problem, die Regierung kann beides nicht mehr. Sie musste bei den EU-Partnern
anklopfen, wie ein Sohn der sich übernommen hat und dann beim Vater Hilfe
sucht. Dieser Vater sieht ein, dass er seinen Sohn nicht fallen lassen kann,
aber er will sehen und hören, welche Maßnahmen der Filius unternimmt um dieses
Geldloch zu stopfen und nicht wieder hinein zu fallen. Genauso geht es bei den
Verhandlungen Griechenlands mit seinen Gläubigern zu. Bisher funktionierte es
einigermaßen, Griechenland bekam schon zwei Mal Hilfsgelder, doch diese reichten
nicht. Außerdem wurden dem Land Sparmaßnahmen verordnet, die einen großen Teil
der Bevölkerung verarmen ließen, es musste an allen Ecken und Enden eingespart
werden.
Doch seit Januar hat das Land
eine neue Regierung, die versucht mit den Gläubigern anders zu verhandeln als
die Vorgänger. Man will sich nicht Bedingungen aufdrängen lassen, die die
Bevölkerung noch mehr verarmen und arbeitslos werden lassen und den Jungen
keine Perspektive geben. Im Prinzip will man einen Schuldenschnitt und eine
Umschuldung. Dazu sind aber die Gläubigervertreter aus verschiedenen Gründen
nicht bereit, einmal weil andere Länder dies nachmachen könnten, und zum
anderen weil dann die Griechen weiter so salopp und ineffizient mit den Staatsgeldern
umgehen würden wie in der Vergangenheit. Der einzige Unterschied zu den
vorherigen Regierungen ist, dass Ministerpräsident Tsipras und sein
Finanzminister selbstbewusst auftreten und sich nichts diktieren lassen. Sie
kennen die alte Finanzregel, wenn du tausend Euro Schulden hast und sie nicht zurück zahlen
kannst, dann hast du schlaflose Nächte, wenn du aber 300 Milliarden Schulden
hast und sie nicht zurück zahlen kannst, dann haben deine Gläubiger schlaflose
Nächte.
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