Brasilien ist ein Land das nicht
immer in der Weltpresse erscheint, und wenn, dann wird es über den grünen Klee gelobt, als das
Land des Wachstums, der Lebensfreude, der großen Feste oder gar der wichtigsten
Sportereignisse wegen. Oder aber es gibt nur schlechte Nachrichten über
Favelas, Kinder und Jugendmorde, abholzen des Regenwalds und die ewige
Korruption. Das Land neigt leicht zur Polarisierung, entweder großartig oder
katastrophal.
Doch was derzeit im Lande passiert,
ist eine der spannendsten Entwicklungen seit dem Rückzug der Militärs im Jahre
1985. 30 Jahre nach der sogenannten Redemokratisierung ist eine zweite
Demokratisierungswelle entstanden, die es in dieser Form noch nicht gab.
Korruption war in Brasilien immer Teil des Geschäfts, sei es im privaten sei es
im öffentlichen Bereich. Es begann mit dem jeitinho und ging bis zu
zweistelligen Prozenten, die abgezweigt wurden. Besonders hervor getan haben
sich dabei die Staatsbetriebe. Wir wissen heute, dass ein Teil davon in die
Parteifinanzierung floss.
Nun erleben wir seit Beginn des
Jahres, dass sich ein Bereich der Justiz und die Bundespolizei näher mit dem
Thema beschäftigen. Dabei wurde bereits ein großer Teil der aktiv Korrupten,
nämlich die Bezahler aus den Reihen der Bau und Staatsauftragsfirmen entblößt
und festgenommen, ebenso wie ihre Finanzvermittler. Neu ist nun aber, dass man
sich nicht scheut, auch populäre Politiker im Zentrum der Macht anzugehen, was
dieser Tage in einer blitzartigen Polizeiaktion geschah. Die Wohnung des
Expräsidenten und Senators wurde ebenso nicht verschont, wie von führenden
Senatoren, Abgeordneten und Ex-Ministern. Bis vor nicht allzu langer Zeit war
dies unvorstellbar. Viele mögen erschüttert sein und den Kopf schütteln, doch
ich glaube, wir leben in einem spannenden historischen Augenblick, der das Land
in Richtung Demokratie wirklich weiter bringt. Plötzlich kann sich niemand mehr
hinter seinem Parlamentssitz oder Regierungsamt verstecken, es gibt eine
Bewegung in der Justiz und der Polizei, die Brasilien säubern und wirklich
demokratisieren will. Deshalb sollte man diese Aktionen positiv sehen, und nur
hoffen, dass sie auch zu Ende gebracht werden, damit das Land sauberer und
ehrlicher wird.
Italiens Justiz und Polizei hat
vor Jahren der Mafia das Handwerk gelegt, warum soll Brasilen nicht etwas
ähnliches schaffen?
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