Als man in den 1990er Jahren,
nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Blocks, der wirtschaftlichen Öffnung Chinas und dem
immer enger zusammenrückenden europäischen Markt, vom Beginn der großen
Globalisierung sprach, waren viele Stimme sehr optimistisch. Vorbei sei die
Kleinstaatlichkeit, die Handelshindernisse, die ganze Welt ein offener Markt.
Viele Firmen sahen darin eine glorreiche Zukunft, investierten, expandierten
und hofften auf noch bessere Gewinne. Aber auch Arbeitnehmer machten sich auf
den Weg Länder zu wechseln, Studenten besuchten Universitäten auf mehreren
Kontinenten, kurz die Welt ein einziger Heimatmarkt, der durch kaum etwas
beschränkt wurde.
Auch die Politiker kamen sich
näher, in Gruppen, die die großen Themen der Welt diskutieren und regeln
sollten. Man hatte die Nase voll vom langen kalten Krieg. Nur zwei davon
hielten sich hartnäckig: der Israels mit den Palästinensern und die Feindschaft
der beiden Koreas. Aber die Welt sollte sich trotzdem immer weiterzusammenraufen
und eine lange Friedensphase herbeiführen.
Wenn wir nun heute, im Jahr 2016
diese Globalisierung mit offenen Augen betrachten und kühl analysieren was
daraus wurde, dann kommen wir zu einem anderen Schluss. Die Welt ist mehr denn
je in Unordnung, die Unterschiede und Divergenzen werden immer größer. Europa
wird von Flüchtlingen überrannt und weiß nicht damit umzugehen. Russland und
die Ukraine sind sich Spinnefeind und unterhalten einen begrenzten Krieg. Der
Nahe und Mittlere Osten ist ein einziges Flammenmeer in welchem jede Ethnie
gegen die andere mit allen Mitteln kämpft. Der amerikanische Präsident ist ein
hervorragender Unterhalter, aber machtlos, er will den Waffenverkauf
beschränken und erreicht genau das Gegenteil.
China hat für die Zukunft gebaut und hat eine Landkarte voller
Geisterstädte, wächst weniger und lässt dies den Rest der Welt spüren. Und
Lateinamerika, das dümpelt so dahin. Venezuela ist am Staatsbankrott angekommen
und wickelt seine Demokratie ab, Brasilien ist schlicht unregierbar ob der
Interessen von 35 Parteien von denen ein großer Teil über Staatskorruption
finanziert wurde und Argentinien versucht nach 15jährigem Ausschluss vom
internationalen Finanzmarkt, seinen Weg wieder in die internationale
Gemeinschaft zu finden. Von Afrika wollen wir hier gar nicht reden, das wäre ein Thema für sich.
Wenn ich als langjähriger Journalist nun resümiere,
muss ich zugeben, dass ich die Welt viel weniger verstehe als vor 20 und 30
Jahren, dass sie sich immer chaotischer darstellt und viel unsicherer. Was hat
uns dann also die Globalisierung gebracht? 63 Superreiche, denen 50 Prozent des
Weltvermögens gehört und 3,6 Milliarden Menschen die an oder unter dem Existenzminimum leben.
Ist das der Erfolg der Globalisierung?
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