Nachlese zu den Olympischen Spielen
Die Olympischen Spiele sind
vorüber, aber sie haben bei mir und auch bei vielen Anderen einen so starken
Eindruck hinterlassen, dass ich das Thema nochmals kommentieren möchte. Die
letzten 4 Tage war ich selbst dort und habe täglich erlebt, was die Spiele für
Rio de Janeiro bedeuten. Die Stadt vibrierte, Millionen Besucher waren
glücklich und es kam zu keinen wesentlichen Ausschreitungen. Ja man muss sogar
zugeben, dass sowohl der Transport zu den Sportstätten als auch innerhalb der
Stadt erstaunlich gut funktioniert hat: Neue Busse, komfortable Haltestationen,
freundliche Helfer und pünktliche Veranstaltungen, das hat Rio kaum jemand
zugetraut. Dazu das Olympiazentrum an der Barra mit seinen 10 Arenen,
architektonisch sehr gelungen. Man fragt sich nur, wer dies in Zukunft benützen
soll und wer für den Unterhalt aufkommen wird?
Im Leichtathletikstadion selbst,
sorgte der jamaikanische Sprinter Usain Bolt für eine spezielle show, wann
immer er auftrat flog ihm der Jubel und die Begeisterung zu, was er auch
zurückgab. Ich bin mir nicht sicher, ob seine großartige sportliche Leistung
oder sein Show-Talent erfolgreicher waren. Man kann ihn schon heute in die
Reihe der großen sportlichen Ikonen der letzten 60 Jahre einreihen: Pele,
Muhammed Ali, Airton Senna und nun eben Bolt. Sein Charisma wird sicher
Jahrzehnte überstrahlen und dem Laufsport gut tun.
Um so verwunderlicher ist es,
wenn man besonders in der deutschen Presse hauptsächlich negative Kommentare
über die Spiele in Rio de Janeiro liest. Es hätte nichts geklappt, die Athleten
seien unsicher gewesen das olympische Dorf zu verlassen, das Essen habe nicht
geschmeckt und in den Wohnbereichen hätte es Mängel gegeben. Die
Sportsprecherin der deutschen Delegation sprach gar von der schlechtesten
Olympiade die sie erlebt habe. Aber das muss wohl an ihrer eigenen Leistung
gelegen haben. Ob einer solch einseitigen Berichterstattung, muss man sich
fragen, ob einige Deutsche Journalisten nicht gar Probleme mit sich selbst
haben oder aber eine besondere Freude daran alles negativ zu sehen.
Rio 2016 hat herrliche Spiele
durchgeführt daran gibt es keinen Zweifel, selbst die Schlussfeier wurde von
einem deutschen Journalisten als mäßig abgetan. Gut über Geschmack kann man
streiten, aber ich sehe zehnmal lieber die Rendeiras mit der Musik von Luiz
Gonzaga und eine Samba-Show als Mario Brothers aus Japan.
Bei der Heimreise kam mir der
Gedanke, dass Rio de Janeiro eigentlich ein Spiegelbild der Welt ist. 80
Prozent der Menschen leben in einfachen
oder noch weniger einfachen Verhältnissen, eine Minderheit bewohnt sowohl in
Rio de Janeiro als auch auf dem Globus, die schönen und wohlhabenden Orte. Rio
de Janeiro ist die Realität der Welt im Kleinen.
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