Letzte Woche wurde der brasilianische Ex-Präsident Luis
Inácio Lula da Silva in zweiter Instanz wegen passiver Bestechung und
Devisenvergehen zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Berufungsgericht
in Porto Alegre, das aus drei unpolitischen und keiner Partei angehörigen oder
nahestehenden Richtern bestand, fällte sein Urteil nach dem Studium der
Aussagen, Unterlagen und vorhandenen Beweise. In Brasilien hat die Mehrheit der
Bevölkerung dieses Urteil erwartet, da in den letzten Jahren immer mehr und immer
drückendere Beweise zusammen kamen, die zeigten wie korrupt das gesamte
brasilianische politische System ist. Dass die Arbeiterpartei daran seit 2003 einen Hauptanteil hatte, ist
in vielen Prozessen gegen Unternehmer, Vermittler, Geldwäscher, Lobbyisten und
auch Parlamentarier bewiesen und belegt worden. Ex-Präsident Lula war bisher
schwer beizukommen, da er immer andere für sich arbeiten und die schmutzigen
Geschäfte erledigen ließ. Selbst die vor über zehn Jahren aufgedeckte Bestechung
von Abgeordneten, bekannt als “mensalão”, ging an ihm spurlos vorüber, obwohl
sie hauptsächlich ihm nutzte. Seine engsten Minister, José Dirceu und Antonio
Palozzi, die beide heute verurteilt und inhaftiert sind, haben sich für ihn
geopfert.
Als dann
junge unabhängige Staatsanwälte sich mit dem Petrobras-Sumpf beschäftigten, der
diese größte und wichtigste brasilianische Gesellschaft an den Rand des Ruins
brachte, kam Mosaiksteinchen um Mosaiksteinchen ans Tageslicht, und zeigte dass
aber auch alle an der Regierung beteiligten Parteien der letzten dreizehn Jahre
sich aus dem Topf dieser Firma bedienten um ihre Wahlkampfkosten zu bestreiten,
um sich selbst zu bereichern und um Millionen auf Konten in Steuerparadiese zu
verschieben. Als man die brasilianische Großbauindustrie unter die Lupe nahm,
blieb kein Stein auf dem anderen. Kartelle wurden geschmiedet, Abgeordnete
geschmiert, Millionengelder verschoben und dazu auch noch die staatliche
Entwicklungsbank BNDES geplündert. Die größten Nutznießer Marcelo Odebrecht und
die Familie Batista des größten Schlachthauses der Welt, waren enge Freunde und
lebten auf Du und Du mit den Politikern, auch mit Herrn Lula.
Nachdem nun
also der Ex-Präsident strafrechtlich verurteilt wurde, der ehemalige
Parlamentspräsident in Untersuchungshaft sitzt wie viele andere führende
Politiker ebenfalls, artikuliert sich besonders in Europa eine Welle von Linkspolitikern,
die die brasilianische Justiz in die gleiche Ecke, wie die venezolanische oder
türkische drängen wollen. Der Prozess gegen Lula sei tendenziös, ohne wirkliche
Beweise, von einer reaktionären Presse geschürt worden. Der Helfer und Held der
Armen, würde nicht nur politisch sondern nun auch gerichtlich verfolgt.
Dieser
Eurozentrismus, der sich aus einer Wohlstandsposition so gerne um die Armen und
Entrechteten der Welt kümmert, wischt alle rechtlichen und ethischen Bedenken
bei Seite wenn es nur den sogenannten “sozial Schwachen” nützt. Diese Gerechtigkeitsfanatiker
haben auch schon für Fidel Castro Partei ergriffen ebenso wie für Hugo Chavez.
Aus einer Position der sozialen Sicherheit, sei es als Staatsbeamter, Politiker
oder Journalist ist es bedenklich und
überheblich das Recht in einem anderen Land in Frage zu stellen, nur um weiter
seiner vermeintlichen sozialen Weltgerechtigkeit nachzuhängen.
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