Deutschland ist für seine Liebe
zum Automobil bekannt, schließlich fuhr das erste mit Motor betriebene Fahrzeug
auf den Straßen des damaligen Kaiserreichs. Danach war es lange ein Gefährt für
Wohlhabende und Adlige. Das Auto für den kleinen Mann und die Masse der
Bevölkerung, war Henry Fords Verdienst
mit seinem T-Modell, von dem zwischen 1908 und 1927 15 Millionen Einheiten
verkauft wurden. Eine ähnliche Idee hatte auch Adolf Hitler, er wollte dem
deutschen Volk ebenfalls einen populären Wagen anbieten, der nicht mehr als eintausend
Reichsmark kosten sollte. Ferdinand Porsche, wurde damit beauftragt, und ließ
im Jahr 1938 das KdF-Werk Fallersleben erstellen ( heute Wolfsburg). Durch den
Kriegsbeginn kam es zu keiner Serienproduktion mehr, das Werk musste Kriegsmaterial
herstellen. Deshalb lief der er Volkswagen erst 1945, nach Kriegsende, vom Band
und wurde an die Besatzungsmächte sowie an die Deutsche Post ausgeliefert. Den
Namen Käfer bekam das Fahrzeug erst später, durch einer Erwähnung in der New York
Times. Ab 1946 konnten auch Privatpersonen das Fahrzeug erwerben, was natürlich
in dieser Zeit sehr langsam anlief. Der Wagen kostete bereits 5000 Reichsmark,
und Benzin war rar. Trotzdem wurde der Käfer im Laufe der nächsten Jahrzehnte das
erfolgreichste Auto. Bis zu seiner Einstellung im Jahr 2002, wurden über 21
Millionen Einheiten verkauft.
Auch in Brasilien hatte der Käfer, hier Fusca
genannt, ab 1953 einen großen Erfolg. Mit ihm begann der Verkauf des Automobils
für Jedermann. Die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg war die Zeit des
Individualverkehrs, der Traum von der unabhängigen Beweglichkeit. Diese führten
die Nordamerikaner bis zum Exzess durch, das Auto war mehr als ein
Fortbewegungsmittel, es war Status, Geliebte, Freiheit und Glanz. Chrom und
Farben, sowie Beschleunigung und Geschwindigkeit bedeuteten dem Menschen immer
mehr. Dieser Boom hält in vielen Ländern der Welt bis heute noch an, so dass
die Automobilindustrie nach wie vor weltweit einer der wichtigsten
Industriezweige ist. Allerdings stagnieren in den hochentwickelten Ländern, wie
Europa und USA die Verkaufszahlen. Einmal besitzt dort schon jeder sein
Fahrzeug, und mit der Freiheit ist es schon lange vorbei, denn in den
Stadtgebieten verliert man viel Zeit im Stau des Morgen- und Abendverkehrs. Zum
Glück haben die Europäer die öffentlichen Verkehrsmittel wie Eisenbahn,
Straßenbahn, U-Bahn und Omnibusse nie aus den Augen verloren und bieten in den
meisten Städten ein sicheres und gutes Netz an. Anders in den USA, dort ist bis
heute das Automobil noch des Besitzers liebstes Kind.
In den Schwellenländern und
Ländern der dritten Welt erlebt derzeit das Automobil seine größten Wachstumsraten,
deshalb geht es den Firmen gut, die dort rechtzeitig Produktionsstädten
eröffnet haben. Auch diese Menschen wollen den Traum von der individuellen
Beweglichkeit erleben. Nur sind diesem Wunsch dann Schranken gesetzt, wenn kein
adequates öffentliches Straßensystem vorhanden ist. Neben den bereits erwähnten
Staus, ergibt sich daraus noch eine weitere negative Seite des
Automobilverkehrs, die Unfälle und Menschenopfer. Es ist sicher keine große
Neuigkeit, dass Autofahren so schön wie es sein kann, auch gefährlich ist.
Deshalb wird heute wesentlich mehr Aufwand für die Sicherheit des Fahrzeugs
betrieben, als für die Fahrfreude. Sicherheitsgurten, Airbags, Bremshilfe und
Stabilitätsstützen sind in den meisten Fahrzeugen schon Selbstverständlichkeit.
Die führenden Hersteller entwickeln bereits Unfallwarnsysteme, die in
kritischen Momenten automatisch eingreifen, da man mittlerweile weiß, dass der
Mensch ab einer gewissen Geschwindigkeit dem Auto nicht mehr gewachsen ist.
Trotz all dieser Entwicklungen
sind die Unfalltoten bis heute eine erschreckend große Zahl, die sich mit den
Opfern in regionalen Kriegen messen können. Man könnte also zu dem Schluss
kommen, dass auf den Straßen vieler Länder täglich ein kleiner Krieg im Gange
ist. Nehmen wir die Unfallopfer Brasiliens: bei 65 Millionen zugelassener
Fahrzeuge sterben auf Brasiliens Straßen jährlich 43.000 Menschen ( 2012). Das
entspricht etwa den Opfern im Krieg in Syrien. Die USA hat etwa 150 Millionen
zugelassener Autos und meldet 36.000 Tote, während die Bundesrepublik bei 51,7
Millionen Fahrzeugen 3600 Tote zu beklagen hat. Statistisch ausgewertet kommt
somit in Brasilien auf 1525 Fahrzeuge ein Toter pro Jahr, in Deutschland aber
nur einer auf 14.330 Fahrzeuge.
An diesen Daten kann man leicht
erkennen, woran es in Brasilien mangelt: am sicheren Straßennetz, an der
Ausstattung der Autos mit besseren Sicherheitssystemen und an der besseren
Schulung der Fahrzeugführer. Das Beispiel Bundesrepublik zeigt, wohin man
kommen kann, wenn man sich auf die Verbesserung der drei angegebenen Faktoren
konzentriert. Die Menschenleben, die gerettet werden können sollten es wert
sein.
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