Das britische Abstimmungsergebnis
wird noch viel Anlass zu Diskussionen, Analysen und Interpretationen geben. Auf
der einen Seite des Kanals versteht man nur schwer wie ein großer Teil des
Königsreiches sich gegen den sogenannten Fortschritt, sprich ein vereintes
Groß-Europa, aussprechen konnte und es lieber vorzieht in ihre „splendid
isolation“ zurückzufallen. Dieser Teil, der sich für den Brexit aussprach, hat
aber genau vor diesem Groß-Europa Angst und sieht mehr Nach als Vorteile. Dies
trifft ganz besonders auf die gesamteuropäische Verwaltung zu, die wie ein
Monster in Brüssel sitzt und sich mit der Größe der Tomaten und der Form der
Bananen auseinandersetzt. Zu allem gibt es Verordnungen, die häufig auf
nationaler Ebene auf Unverständnis stoßen. Dann kommen die Ressentiments dazu,
gegen Menschen aus verschiedenen Ländern, es wird die Geschichte ausgegraben und
alte Vorurteile tauchen wieder auf. Dazu kommen noch die offenen Grenzen, die
jedem EU-Bürger die Freiheit geben sich niederzulassen und zu arbeiten wo es
für ihn am besten ist und zu allem Überfluss stehen hunderttausende von
Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten an den Grenzen Europas.
Das hat die Emotionen vieler
Bürger aufgewühlt und zurückblicken lassen in eine Vergangenheit, die so
perfekt auch nicht war, aber der Rückblick verfärbt den klaren Sinn und lässt
auch das Negative wieder rosarot erscheinen.
Ein Argument aber wurde an
leichtesten und schnellsten verstanden, unsere Freiheit. Freiheit ist eines der
höchsten Güter der Menschen und bedeutet, dass ich meine eigenen Entscheidungen
treffen kann und leben kann wie es mir gefällt. Auch wenn sich jeder an Gesetze
und Regeln halten muss, dann werden aber diese in meiner engeren Gemeinschaft,
meiner Stadt und meinem Land noch eher verstanden, als diese die eine
unsichtbare Zentralverwaltung verordnet. Es entsteht das „ Schloss-Syndrom“,
von Franz Kafka in seinem berühmten Roman gleichen Namens beschrieben. Dort im
Schloss sitzt eine unsichtbare Macht die über mich urteilt und mich verwaltet,
zu der ich nie gelangen kann. Mit diesem Argument gewannen die Verführer, die
Menschen die von „good old England“ träumen und im Kontinentaleuropa ihren
natürlichen Feind sehen.
Freiheit aber, kann nur durch mehr Demokratie und
nicht durch eine straffe Zentralverwaltung gewährt werden. Dieser Wunsch
verbreitet sich auch in anderen europäischen Ländern, dabei müssen die heutigen
Anführer aufpassen, dass sie den großen Traum eines offenen Gesamteuropas nicht
leichtfertig verspielen.
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