Wenn dieser
Tage an Martin Luther, wegen des Anschlagens seiner 95 Thesen an die Wittenberger
Kirchentür, gedacht wird. Dann weiß ein Jeder, dass damit die kirchliche
Spaltung in Europa verbunden war.
Doch Luthers
revolutionäre Tätigkeit basiert nicht nur auf dieser Trennung, sondern ganz
besonders wegen der Übersetzung der Bibel in die damalige allgemeinverständliche
Sprache. Da es noch kein einheitliches Deutsch gab, bemühte er sich geradezu
missionarisch, das Neue Testament vom griechischen und lateinischen Text in
eine Umgangssprache zu übertragen, damit zukünftig der einfache Bürger, der
mehrheitlich des Lesens nicht mächtig war, die Vorträge der Prediger verstehen
konnte. Dies war ein wichtiger Schritt zum schaffen einer einheitlichen
Umgangssprache in den deutschen Ländern. Mit dieser Bibel konnte auch Nichtbegüterten
Unterricht gegeben und somit langsam das
Analphabetentum verringert werden.
Eine andere
Revolution, die unserer heutigen Informationsrevolution ähnlich ist, war die
Herstellung seiner Druck- und Flugschriften mit der Presse. Einer Technik, die
um 1450 von Johannes Gutenberg in Mainz entwickelt wurde, aber in der Zeit bis
zu Luthers Pamphlet-Aufklärung hauptsächlich nur zum esoterischen Buchdruck
diente. Mit seinen Flugblättern, seinen Kirchenschriften, die Martin Luther
kostenlos verteilte, erlangte er eine Popularität und seine Bewegung eine
Dynamik, die selbst von dem Papst in Rom und den Fürsten nicht mehr aufzuhalten
war.
Insofern ist
Luthers Innovation mit der heutigen elektronischen Entwicklung vergleichbar. Es
war bis vor wenigen Jahrzehnten undenkbar, dass ein völlig Unbekannter durch
die Benutzung virtueller Medien einen Bekanntheitsgrad erreichen konnte, den er
in gedruckter Form so schwerlich oder nur mit Hilfe von Verlagen, Zeitungen
oder den traditionellen Medien Rundfunk und Fernsehen hätte erreichen können.
Da diese traditionellen Medien jedoch widerum recht elitär verwaltet und
gesteuert sind, würde ein Unbekannter, sei er Philosoph, Schriftsteller oder
Politiker niemals eine Verbreitung erhalten wie es heute über facebook,
twitter, whatsapp oder andere Applikationen möglich ist.
Zwei Beispiele
zeigen sowohl die positive als auch die negative Seite dieser neuen
Kommunikationsrevolution auf. Einmal die Wahl Barack Obamas zum amerikanischen
Präsidenten 2008. Ohne Facebook und tweets hätte er seinen Wahlkampf nie
gewinnen können. Für das Gegenteil steht sein Nachfolger Donald Trump, der
seiner Twitter-Sätze und Kurztiraden über alles und alle loslässt und somit
selbst die traditionelle Presse in die Defensive drängt. Er benötigt keine gute
Sprache, keine ausgewogene Meinung und keine fundamentierten Argumente, er
schlägt emotional um sich wie es ihm gerade gefällt. Die Plattform Twitter gibt
ihm dazu die Möglichkeit.
Ähnliches
erreichte Luther mit seinen Massenschriften. Dass dies zu Aufständen führte die
unkontrollierbar wurden und hunderttausende das Leben kostete, war von ihm
weder beabsichtigt noch gewollt. Doch wenn man eine Revolution in Gang bringt,
sind die Auswirkungen vorher nie abzusehen.
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