Nein, ich
denke nicht an Fußball, da wird die Antwort nächstes Jahr zwischen Juni und
Juli in Russland gegeben werden. Ich denke eher an das was die politische
Klasse mit diesem Land so anstellt.
Reflektieren
wir ein wenig: Nach den turbulenten Inflationsjahren der Redemokratisierungszeit
trat ab 1994 etwas Ruhe und Ordnung ins politische Leben und das Land
entwickelte sich auch wirtschaftlich wieder etwas. Es wurde privatisiert, ob
dies alles gut oder weniger gut war, lassen wir mal dahingestellt sein, aber
Regierung und Kongress führten das Land in die richtige Richtung. Dann kamen
von 2003 bis 2010 die Lula-Jahre, da ging es öfters recht kunterbund zu, aber
dank der steigenden Preise von Rohprodukten wie Eisenerz und Soja auf dem
Weltmarkt, machte Brasilien einen Sprung nach vorne und zählte zu den sieben
führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Viele glaubten, dass die kritischen
Zeiten vorbei wären, politische Stabilität kehrte ein, wirtschaftliche ebenso,
der Abschied aus der Gruppe der Entwicklungsländer war bereits eingeläutet.
Doch wer genau hinschaute, erkannte bereits ab 2007 mit dem Aufkommen des Skandals
“mensalão”, das hinter verschlossenen Türen verschoben und gestohlen wurde.
Auch als Präsident Lula erklärte dass die weltweite Bankenkrise des Jahres 2008
Brasilien nicht erreichen würde, war dies in Wirklichkeit nur Augenwischerei.
Mit der Wahl
seiner Kabinettsministerin Dilma Rousseff, zur Präsidentin ab 2011 hat er dann
weder sich selbst noch dem Land einen Gefallen getan. Was eigentlich bis heute
unverständlich ist, dass sie trotz katastrophaler Amtsführung und öffentlicher
Auftritte die nur Donald Trump noch überbieten kann, im Jahr 2014 wiedergewählt
wurde. Dann aber zeigte sich in einer stagnierenden Weltwirtschaft ihre
Unfähigkeit das Land sowohl politisch als auch wirtschaftlich zu führen. Die
Amtsenthebung war zwar ein etwas konstruiertes Impeachment, aber zum Wohle des
Landes notwendig.
Seitdem ist
die Führung des Landes nicht stabiler geworden. Im Gegenteil, die in einer
Demokratie so wichtige Teilung in drei Gewalten, gestaltete sich nun zu einem
drei Frontenkrieg, jeder gegen jeden. Dazu kommt noch, dass mittlerweile auch
der politisch uninteressierteste Bürger weiß, dass in den Kreisen um Brasilia
fast nur noch gelogen, geschoben und betrogen wird. Alles irgendwie zum Wohle
der politischen Klasse. Wenn das weiße Hemd für Sauberkeit stehen würde, müsste
das Tragen in den einschlägigen Kreisen verboten werden und per Dekret das
Tragen von schwarzen Hemden Pflicht werden.
Nach der
gestrigen Abstimmung, die Präsident Temer knapp vor einem Debakel bewahrte, ist
die Situation weder einfacher noch besser geworden. Das Land wird diese
schwache und gebeutelte Regierung und diesen Geben- und Nehmenzustand noch
weitere 14 Monate ertragen müssen.
Ein Glück ist
nur, dass Brasilien ein großes Land ist, und dass sich unter den 200 Millionen
Bewohnern eine große Mehrheit ehrlicher
und arbeitswilliger Menschen befinden, die weiterhin zum Fortschritt und der
Entwicklung beitragen, sonst wäre es um die Zukunft schlecht bestellt. Man
wünscht sich nur, dass die Wahlberechtigten in einem Jahr endlich kritisch
hinterfragen werden und ihre Stimme nur denen geben, die überzeugend das Land
repräsentieren wollen und nicht nur an ihre Vorteile denken.
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