Dieser Tage beginnt in São Paulo die Bienal do Livro, die größte Buchmesse
Südamerikas. Sie findet jährlich statt, abwechselnd in São Paulo und Rio de
Janeiro. Wenn man die riesigen Hallen besucht und an den hunderten von Ständen
vorbeigeht hat man den Eindruck, als ob das Buch ein viel begehrtes und häufig gekauftes
und gelesenes Produkt wäre, das keine Krise kennt. Doch das ist keineswegs die
Realität. Es vergeht keine Woche, dass nicht in irgendeinem Pressebericht der
Tod des gedruckten Buchs vorausgesagt wird. Man hat den Eindruck, dass sich das
Buchgeschäft, Verleger und Buchhändler, genauso benehmen wie die Patrizier kurz
vor dem Untergang Roms. Es wird gefeiert und gefestet, eine Messe jagt die
andere und die Menge der
veröffentlichten und gedruckten Bücher steigert sich von Jahr zu Jahr.
So ganz nebenbei wird aber auch das elektronische Buch, e-book genannt, in
den Katalogen, im Internet und auf den Ständen der Messen angeboten. Regelmäßig
tauchen Berichte auf, dass die Zukunft dem Lesen auf dem e-Reader oder Tablet
gehören würde, und das gedruckte Buch zum Tode geweiht wäre. Ist das wirklich
so?
Nun tatsächlich hat die elektronische Version enorme Zuwachsraten, aber der
Gesamtanteil dieser Lektüre liegt immernoch unter 10 Prozent des gesamten
Umsatzes. Gefährlicher sieht es nur aus, wenn man die jährlichen Zuwachsraten
betrachtet, sie steigen sehr viel
schneller als beim gedruckten Buch. Und
besondere Gefahr droht heute von der jungen Generation, die bereits mit dem
Handy oder Tablet aufwachsen. Für diese Kinder wird auch der Schulunterricht
bald nur noch elektronisch erfolgen, und damit haben sie keinen Bezug mehr zum
Papier und letztlich zum traditionellen Buch.
Wenn diese Generation in das Alter des Lesekonsums kommt, in spätestens
15 bis 20 Jahren, dann lädt sie sich ihren Lesetext herunter, so wie es heute
schon immer mehr tun, und haben keinen Platz mehr für ein Bücherregal. Dass man
das Produkt nicht greifen kann, das ist den Erwachsenen der Zukunft nicht
wichtig. Was dann noch bleibt, sind vielleicht schöne Bildbände oder
Erinnerungsausgaben als Raritäten in Buchhandlungen voller Tradition. Doch
davon wird es nur noch wenige geben. Ob das nur eine schreckliche Vision ist
oder aber Realität, die nächsten Jahre werden es zeigen.
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