Brasilien sei das Land der Zukunft, schrieb schon Stefan Zweig, als er 1941
hier Exil suchte. Doch all zu viel Zukunft schien ihm das Land dann doch nicht
zu bieten, denn ein Jahr später setzte er seinem Leben selbst ein Ende. Seit
dieser Zeit vergeht nahezu keine große Veranstaltung, sei sie politisch,
wirtschaftlich oder kulturell, ohne dass dieser Satz von Zweig wiederholt wird.
Im Laufe der Jahrzehnte gab und gibt es nicht wenige, die immer noch daran
glauben, dass Brasilien tatsächlich das Land der Zukunft sein könnte. Man
sollte dabei aber einmal fragen, was Zukunft denn wirklich bedeutet. Es gibt
natürlich sehr viele Deutungen, aber am einleuchtendsten ist mir folgende: „
Zukunft ist der Wunsch nach Verwirklichung einer Illusion“. Dies meint, dass
man eine Vision, einen Traum oder eben eine Illusion besitzt und sich wünscht,
dass diese realisiert werde. Dies ist
das Ziel, der Wunsch ist der Ausgangspunkt und die Zukunft der Weg dorthin.
Somit ist Zukunft etwas bewegliches, schreitendes, das man begehen muss um ein
Ziel zu erreichen. Nun kann jedoch passieren, dass das Ziel keineswegs ein feststehender
Punkt ist, sondern beweglich, ja fliesend. Je länger man den Weg begeht, desto weiter
kann sich das angepeilte Ziel entfernen. Man geht und geht und kommt vielleicht
nie an.
Wenn wir nun die 74 Jahre betrachten, die seit Stefan Zweigs Buch, in dem er diesen Begriff prägte,
vergangen sind, so können wir leicht
nachvollziehen dass sich zwar eine Menge getan hat und das Land schon ganz
schön weiterentwickelt wurde, aber das Land der Zukunft ist es noch nicht
geworden. Denn als dieses sah Zweig ein Land, das politisch, wirtschaftlich und
kulturell die bedeutendsten Nationen der Welt eingeholt oder gar hinter sich
gelassen hätte. Dies ist nicht geschehen. Die Welt hat sich sehr
weiterentwickelt, vor allem in wirtschaftlicher und technologischer Hinsicht,
Brasilien ist weitergegangen aber in seinem eigenen Rhythmus. So sind eine
ganze Reihe Länder der Erde dem Ziel ihrer Illusion sehr viel näher gekommen,
zum Beispiel China. Brasilien aber hat sich zumindest den Charme bewahrt weiter
mit der Illusion zu leben. Man darf also immer noch hoffen.
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